AUG
2021
Der insektenfreundliche Garten
Überlingen, 11.08.2021
Volker Kugel, Direktor des Blühenden Barocks in Ludwigsburg und bekannter Fernsehgärtner aus der SWR-Sendung Grünzeug, informierte in der Vortragsreihe „Garten aktuell“ am Mittwoch, den 11. August 2021, zum Thema insektenfreundliche Gärten. Wie essen, wohnen und überwintern für Nützlinge und Bestäuberinsekten im eigenen Garten funktionieren, ist gar nicht besonders schwierig, wenn man folgende Tipps beachtet.
Nützlinge schützen
Die Zeiten des chemischen Pflanzenschutzes im Hausgarten sind vorbei. Gegen Schädlinge helfen mittlerweile andere Mittel, wie zum Beispiel Kaliseife gegen Blattläuse. Den Einsatz von Nützlingen empfiehlt Kugel als das Mittel der Wahl. So helfen spezielle Nematoden gegen die gefräßigen Larven des Dickmaulrüsslers. Selbst gegen den Nachwuchs des Junikäfers, der sich gerne im lockeren Boden von Rasenflächen „durchfrisst“, gibt es einen wirkungsvollen Nematoden-Stamm. Für nützliche Räuber wie Marienkäfer, Flor- und Schwebfliegen, bei denen bereits die Larven sehr gefräßig sind und zum Teil hunderte von Blattläusen pro Tag vertilgen, sollte immer genügend Nahrung im Garten verbleiben. „Wir sind hier deshalb auch nicht auf einem Vernichtungsfeldzug, bei dem auch noch der letzte Schädling erfasst wird, sondern hinterlassen immer noch ausreichend viele Exemplare für unsere Nützlinge im Garten, sonst habe diese ja keine Nahrungsgrundlage mehr“, erklärt Kugel schlüssig. „Auch Herbizide haben nichts im Garten zu suchen. Beim Unkraut hilft immer noch bücken und rausziehen am effektivsten“, so Kugels Erfahrungen.
Nahrungsquellen
Als Nahrungsquellen dienen insektenfreundliche Pflanzen. Sommerflor, Staudenpflanzungen und blühende Gehölze bieten sich hier an. „Dabei muss nicht jede der ausgewählten Pflanzen im Garten insektenfreundlich sein“, so Kugel. Wer gefüllte Rosensorten liebt, kann mit Wildrosen oder Heckenrosen für die Insekten ergänzen. Auf Salbei-Arten, Katzenminze und den Igelkopf (Echinaceae) fliegen die Bestäuber besonders gerne. Auch Thymian und Duftnesseln sind sensationelle Insektenpflanzen“, schwärmt der Gartenexperte. Herbststar ist für ihn die Fette Henne. „Diese bietet, wenn man sie erst Ende Februar oder Anfang März zurückschneidet, auch Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten und sieht zudem zauberhaft schön bei Raureif oder etwas Schnee aus.“ Auch Efeu in seiner Altersform ist im Spätsommer und Herbst für die Bienen eine wichtige Nahrungsquelle mit seinen schönen gelben Blüten. Als Blütengehölze eignen sich Felsenbirnen, Bartblumen, Bauraute (Perovskia), Hartriegel-Arten, Schmetterlingsflieder und natürlich alle Obstbaum-Sorten. Für Blumenwiesen ist der Rasen abzuschälen. „Hierfür holt man sich am besten ein Leihgerät oder lässt das seinen Landschaftsgärtner machen“, empfiehlt Kugel. Danach ist der Boden mit Sand abzumagern. Dieser wird eingefräst, bevor circa 6-7 Gramm Saatgut auf den Quadratmeter ausgebracht werden. „Mit Maisschrot verdünnt, ist das dann eine handliche Menge, die gut ausgesät werden kann“, erklärt der Experte.
Wohnungen vermieten
Von Insekten-Hotels zu sprechen, findet Kugel irreführend, denn wer – außer Udo Lindenberg – kann sich schon für solch lange Zeiträume ein Hotel leisten“, lacht Kugel. Er jedenfalls bietet im eigenen Garten Insekten-Wohnungen an, und zwar ganz einfach hergestellt aus blechernen Kaffeedosen, gefüllt mit unterschiedlich dicken, hohlen Philadelphus (Gartenjasmin)-Stengeln. „Die dicksten heimischen Wildbienen sind Hummeln und die Blaue Holzbiene, die brauchen dann schon mal ein acht Millimeter großes Loch. Die kleinsten Wildbienen kommen dagegen mit zwei Millimeter Durchmesser beim Wohnen aus“, erklärt Kugel. Die Bohrungen, falls man sich für ein Wohnangebot aus Holz entscheidet, sollten mit der Holzfaser laufen und nicht dagegen, sonst werden die Löcher nicht angenommen. Insekten-Wohnungen hängt man an trockenen Orten mit großer Einflugschneise auf. „Die Ausrichtung erfolgt am besten Richtung Südosten“, weiß Kugel. Doch nicht alle Wildbienen ziehen ihre Brut in luftiger Höhe auf, circa 50 Prozent leben im Boden. „Ein paar offene sandige oder auch lehmige Stellen im Gartenboden und ein nicht zu aufgeräumter Garten helfen unseren Insekten“, erklärt Kugel, der zudem empfiehlt Gartenschuppen nicht hermetisch abzuriegeln. „Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen und Schmetterlinge überwintern als adulte Tiere und benötigen genau solche Unterschlupfmöglichkeiten im Trockenen“, rät Kugel.
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