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Garten aktuell

Dynamische Gartenbilder mit Stauden

Überlingen, 07.07.2021

Staudenexperte Andreas Ibendorf vom Schaugartenbetrieb GRIMM garten gestalten aus Hilzingen erzähle am Mittwochabend den Besuchern der Vortragsreihe „Garten aktuell“, wie man mit Stauden dynamische Gartenbilder erschaffen kann.

Statik und Dynamik

Die Statik übernimmt im Garten die Aufgabe, den Garten einzurahmen und in kleinere Räume zu untergliedern. Sie kann Blick- und Wegziele für Betrachter erschaffen. Beispiele dafür sind die traditionellen englischen Gärten mit ihren immergrünen Hecken und Wasserbecken in geraden Linien. Ein Nachteil dieser Gestaltungsform ist, dass sich das Gartenbild über das Jahr hinweg wenig oder gar nicht verändert.

Die Dynamik lockert die vielleicht etwas sterile Statik auf. Pflanzt man eine Hecke in einer ungeraden Linie und verpasst ihr einen schwungvollen Schnitt sieht das Gesamtbild schon ganz anders aus. Staudenbeete zeichnen sich besonders durch ihre Dynamik aus, da die Pflanzen zu jeder Jahreszeit unterschiedlich aussehen. Diese ständige Veränderung erhöht die Erlebnisqualität.

„Setzt man aber ausschließlich darauf besteht die Gefahr, im Chaos zu versinken, da ein Ankerpunkt für das Auge fehlt.“, warnt Ibendorf, „die Verbindung aus Statik und Dynamik macht einen Garten aus.“

Die Kombination und Ablösung der beiden Gestaltungsformen bilden eine harmonische Balance.

Räumliche Aspekte

Mit Stauden ist eine räumliche Entwicklung möglich. Gräser wie Chinaschilf beispielsweise gehen in die Vertikale und können so Räume schaffen. Pflanzt man sie am Wegrand funktionieren sie wie eine Hecke, deren Höhe sich im Laufe des Jahres immer wieder ändert. Manche Stauden ziehen sich im Winter fast komplett zurück, und wachsen über das Jahr hinweg auf ungeahnte Größen, sodass ein Besucher das Gartenbild in den verschiedenen Jahreszeiten fast nicht wiederzuerkennen vermag.

„Stauden sind in ihrer Entwicklung wie Zauberkünstler, die mich seit 37 Jahren faszinieren“, erzählt Ibendorf, „wenn man am richtigen Ort zur richtigen Zeit das Richtige macht, erschafft man wunderschöne Bilder.“

Farbwirkung

Farben ziehen den Blick der Betrachter an. Damit werden in der Gartengestaltung interessante Wirkungen erzielt. Gestalterische Grundgesetze legen fest, dass helle Farben im Vordergrund und dunkle Farben im Hintergrund die Fläche für den Betrachter verkürzen. Das kann zum Beispiel in einem länglichen, schmalen Gartenstück eingesetzt werden. Umgekehrt gilt natürlich, dass dunkle Farben vorne und helle Farben hinten den Raum großzügiger wirken lassen. Das bezieht sich sowohl auf die Blüten- als auch auf die Blattfarbe, wodurch die Gestaltungsmöglichkeiten sind.

Zu den unterschiedlichen Jahreszeiten entwickeln sich unterschiedliche Farbräume, je nachdem was im Moment in der Blüte ist. Farbkontraste und Akzente erzielen natürlich große Effekte und ziehen den Blick an – so kann zum Beispiel von etwas anderem abgelenkt werden, das eher in den Hintergrund geraten soll. Durch die unterschiedlichen Wuchshöhen ergeben sich auch verschiedene Farbstockwerke. Für die meisten Betrachter wirken helle Farben oben und dunkle Farben unten harmonisch.

Diese gestalterischen Gesetze sind aber keine Pflicht – wer die Regel kennt kann sie auch brechen!

Wuchsformen und Texturen

Stauden blühen nur etwa bis zu einem sechstel ihrer Zeit zwischen einem Winter und dem nächsten. Dadurch ist die Frage, wie sie vor und nach der Blütezeit aussehen sehr wichtig. Es gibt ganz unterschiedliche Wuchsformen und Texturen, mit denen man sich auseinandersetzen kann – beim Pflanzenkauf also nicht nur auf die Blütenfarbe achten!

Es gibt vertikale Stauden, die einen Überhang bilden oder auch trichterförmig wachsen. Andere Stauden haben eine rundliche Form oder wachsen mehr in die horizontale – das Zusammenspiel der unterschiedlichen Formen machte es aus! Gräser, die schön im Wind tanzen sollen brauchen etwas mehr Raum und können beispielsweise gut im Vordergrund zur Auflockerung gepflanzt werden.

Nicht zu unterschätzen ist die Textur der Pflanzen. Damit ist die Blattoberfläche, -form und -farbe gemeint, die auch ohne Blüte sehr interessant sein kann. Hier kommt es auf die richtige Würze, die richtige Mischung und Zusammensetzung an. „Manchmal fühle ich mich dabei wie ein Heiratsvermittler, es ist eine hochkomplexe Sache“, so Ibendorf.

Jahreszeitlicher Verlauf im Staudenbeet

Das Pflanzengeschehen ist aufgebaut wie eine Theaterbühne, auf der sich die Hauptakteure abwechseln. So pflanzt man sich früh entwickelnde Pflanzen wie Mohn neben langsam wachsende wie Chinaschilf, die nach dem Verblühen des Mohns den nun freien Platz einnehmen. So entsteht ein wechselhaftes Bild ohne Lücken.

Das Bild im Staudenbeet ändert sich mit jeder Jahreszeit und dazu zählt auch der Winter! Obwohl viele Stauden im Winter oberirdisch abgestorben sind, können sie vor allem in der Früh im Raureif wie verzaubert wirken. Daher lohnt es sich, vertrocknete Gräser und Blüten- oder Fruchtstände erst im Frühjahr abzuschneiden. Das schützt sie auch gegen Frost und Feuchtigkeit, die sonst leichter eindringen könnte. Ausnahme dabei sind die krautigen Stauden, die nach dem ersten Frost zusammenmatschen und dann zurückgeschnitten werden.

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