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Garten aktuell

Naturnahe Gärten – Natur im Garten durch Vielfalt der Arten

Überlingen, 06.10.2021

Insektensterben, Bienensterben, ein Rückgang der Vielfalt unserer Singvögel, alle diese Nachrichten führen auch bei Privatgarten-Besitzer immer mehr zu einem ökologischen Umdenken. Was einen Naturgarten auszeichnet und welches Wissen hier für die Planung und Umsetzung benötigt wird, darüber referierten Matthias Widenhorn von der Sipplinger Firma Widenhorn – Gärten am See und die Naturgartenplanerin Maria Stark aus dem Deggenhauser Tal in der Vortragsreihe „Garten aktuell“.

Die richtige Pflanzenauswahl

„Wer unserer heimischen Tierwelt wirklich helfen möchte, der sollte lernen, zwischen heimischen Arten und gezüchteten Sorten genau zu differenzieren“, empfiehlt Stark. Die züchterische Veränderung einer Art, die dann einen Sortennamen erhält, ist unter Umständen für die Wildbienen oder Schmetterlinge nicht mehr optimal nutzbar, denn nicht alle Insekten sind solche Generalisten wie die Honigbiene. „So helfen die Blüten des Sommerflieders dem Zitronenfalter nicht wirklich weiter, denn um zu überleben, braucht diese Schmetterlingsart den heimischen Faulbaum oder Kreuzdorn, denn lediglich diese Blätter dienen den Raupen als Nahrung“, klärt Stark auf. „In Deutschland ist die Mehrheit der Fläche landwirtschaftlich genutzt und lediglich auf den wenigen Bioanbauflächen wird Artenschutz betrieben“, so Widenhorn, der deshalb die Wichtigkeit von Gärten als Flächen mit Vielfalt, Nahrung und Möglichkeiten zur Überwinterung für viele Tierarten sieht. „Viele Menschen denken immer noch ein Naturgarten ist ein Wildgarten, doch das stimmt nicht. Auch Naturgärten bedürfen der Pflege. Und selbst als Bioland zertifizierte Planerin ist es mir erlaubt, auch Pflanzen aus anderen Regionen dieser Welt zu verwenden, wenn sie dem Gartenbesitzer gefallen oder die gewünschte Optik, wie beispielsweise eine Zierapfelsorte im Vorgarten, bieten,“ erläutert Stark. 66 Prozent der Pflanzung müssen allerdings aus heimischen Wildarten bestehen und sichern somit den Lebensraum der Tierwelt. Um einen Naturgarten mit all seinen Highlights langfristig zu erhalten, ist allerdings ein umfassendes Pflanzenwissen von Nöten, denn sonst trennt man sich beim Jäten schnell und ungewollt von der Artenvielfalt. „In den ersten ein bis zwei Jahren ist der Pflegeaufwand am höchsten und anspruchsvoll, doch dafür wird der Besitzer mit einer wundervollen Blütenpracht und einer hohen Biodiversität belohnt. Einen echten Starkschen-Naturgarten kann man beispielsweise im Hotel Mohren im Deggenhauser Tal erleben. Doch auch gewerbliche Flächen als „biodiverse Visitenkarten“ von Unternehmen, Privatgärten, Klinikgärten sowie Landschaftsparks gehören zum planerischen Portfolio von Maria Stark.

Kreative Naturideen

Jeder Quadratmeter Grün zählt, da sind sich Widenhorn und Stark einig. Vor allem der hohe Grad an versiegelten Flächen ist für die Tierwelt nicht nutzbar und kann bei Starkregenereignissen keinen Niederschlag versickern. „Wir bauen mittlerweile Garagenzufahrten mit einem begrünten Mittelstreifen und schaffen allein durch diese Maßnahme viele Quadratmeter blühender Staudenteppiche“, erklärt Widenhorn. Zusammen mit Stark plante Widenhorn ein Projekt mit der EnBW am Bodensee. Hier entschieden sich die Auftraggeber nach ausführlicher Beratung für die Etablierung einer Trockenwiese auf einem ehemaligen Parkplatz, der an ein Gebäude aus dem 15. Jahrhundert angrenzt. „Wir haben eine Mischung aus einjährigen und mehrjährigen Pflanzen angesät. Die Einjährigen sind sogenannte Akzeptanzpflanzen, die bereits im ersten Jahr für Farbe sorgen, denn die echte Vielfalt braucht ein weiteres Jahr zur Entwicklung“, beschreibt die Expertin. Solche Flächen werden zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht. Wenn es geht, sollte die späte Herbstmahd entfallen und dafür besser im März erfolgen. Damit die überwinternden Tiere Zeit haben, ein neues Versteck zu finden, darf das Mähgut nicht sofort abgeräumt werden.

Trockenmauern sind ebenfalls ein wichtiges Element für einen Naturgarten und ein Spezialgebiet der Firma Widenhorn. In den tiefen Ritzen fühlen sich Insekten, Spinnen und vor allem Eidechsen sehr wohl. Zudem terrassieren solche Mauern auch wunderschön die Höhenunterschiede des Geländes oder sind als Hochbeete nutzbar.

Wer Wildbienen und Solitärwespen nützliche Brutplätze bieten möchte, hält einen kleinen Teil des Bodens vegetationsfrei. Gefälle im Garten eignet sich ebenfalls, denn auch hier kann einfach mit dem Spaten die Vegetation abgestochen werden. Auch diese vertikalen Brutflächen hält man kahl. „Das Element Wasser bietet weitere Möglichkeiten für mehr Artenvielfalt. So kann in wechselfeuchten Sedimentmulden beispielsweise versucht werden, das Bodenseevergissmeinnicht anzusiedeln“, verrät die Naturgärtnerin. Ein neuer Trend bei Dachbegrünungen sind sogenannte Biodiversitätsdächer, die artenreicher und strukturreicher in der Bepflanzung sind sowie Totholzecken und steinige Bereiche für Insekten bieten. „Wir können ihnen zum Abschluss noch ans Herz legen, im Garten nicht immer alles aufzuräumen. Die heimische Tierwelt wird es danken, wenn sie Bereiche mit Totholz oder einen kleinen Haufen mit Lesesteinen findet“, verabschiedet Widenhorn die beeindruckten Zuhörer.

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