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Rosen
Überlingen, 28.07.2021
Volker Kugel, Direktor des Blühenden Barocks in Ludwigsburg, erzähle am Mittwochabend den Besuchern der Vortragsreihe „Garten aktuell“, was bei der Pflege und Auswahl von Rosen wichtig ist.
Die Wiege der Königin der Blumen findet man höchstwahrscheinlich ca.
2 000 Jahren v. Chr. im Zweistromland oder in Persien. Lange Zeit waren Rosen in Europa nicht weit verbreitet, man fand sie nur in den römischen Herrscherhöfen als Statussymbol oder in Klostergärten als Heilpflanze.
Die Rosenkultur wie wir sie heute kennen fand ihren Ursprung ca. 500 Jahre v. Chr. in China, aus den von dort importierten Rosen entstammen unsere Teerosen (aus dem Chinesischen für Gärtnerei, Fa Tee), auch Edelrosen genannt.
Die heutige Züchtungstradition begann Anfang des 19. Jh. in England und Frankreich mit dem Hauptziel, eine Dauerblüte zu erreichen. Die erste moderne Rose, eine Teehybride, wurde 1867 gezüchtet. Die davor gezüchteten Rosen sind nun als historische oder alte Rosen bekannt.
So gibt es rund 30 000 verschiedene Rosensorten, in Deutschland sind etwa 3 500 Sorten im Handel und es kommen immer weitere dazu.
Man kann sie grob in 9 Gruppen unterteilen:
- Flächen-/Bodendecker- und Zwergrosen
- Beetrosen
- Edelrosen (Teerosen)
- Mehrfach blühende Strauchrosen
- Einfach blühende Strauchrosen
- Kletterrosen Climber
- Kletterrosen Rambler
- Wildrosen
- Englische Rosen
Züchtung und Vermehrung
Die Züchtung neuer Rosensorten gestaltet sich sehr aufwendig und langwierig. Es werden zwei Kreuzungspartner ausgesucht, deren Eigenschaften man kombinieren möchte. Grundlage dafür ist die Vererbungslehre von Gregor Mendel. Die Staubfäden der einen Rose müssen auf die Narbe der anderen aufgetragen werden. Schon bestäubte Blüten werden abgedeckt, damit sie nicht fremdbestäubt werden. Wenn die Befruchtung funktioniert hat und sich eine Hagebutte bildet, werden die Sämlinge später ausgesamt. Ihr Wachstum wird beobachtet, um gewünschte und unerwünschte Eigenschaften erkennen und selektieren zu können.
Nach 8-12 Jahren, mehreren hundert Kreuzungspaaren und tausenden Sämlingen gelingt es so vielleicht, eine neue Rosensorte in den Handel zu bekommen. Neue Sorten sind gesicherte Marken mit einem Sortenschutz von 30 Jahren. In dieser Zeit bekommt der Züchter Lizenzgebühren für die Vermehrung seiner Rose.
In Deutschland werden besonders robuste und pflegeleichte Rosensorten mit dem Gütesiegel ADR ausgezeichnet, was die Kaufentscheidung erleichtern kann. Diese Rosen werden auf Blüte, Wuchsform, Duft, Reichblütigkeit, Standfestigkeit, Winterhärte und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten (Blattgesundheit) streng geprüft.
In den vergangenen Jahren sind ungefüllte Rosensorten, die den Bienen und anderen Insekten als Nahrungsquelle dienen können, immer gefragter geworden.
Die Vermehrung der gezüchteten Rosen erfolgt zum größten Teil durch Okulation. Hierzu werden der Edelrose Augen abgeschnitten, einer wurzelsandfesten und winterharten Unterlagensorte eingesetzt und mit einem Gummiverband befestigt. Die wilden Triebe werden abgeschnitten, sodass nur der edle Trieb stehen bleibt. Nach zwei Jahren Kulturzeit kommt diese veredelte Rose in den Handel.
Anforderungen und Pflege
„Beim Einkauf sollte darauf geachtet werden, dass die Erde im Topf gut durchwurzelt ist und der Bodentopf gut nach Waldboden riecht.“, erzählt Volker Kugel. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Rose zum richtigen Zeitpunkt eingetopft wurde und nach dem Einpflanzen gut weiterwachsen wird. Die Veredlungsstelle muss beim Einpflanzen unter der Erdoberfläche bleiben, sonst kann die Unterlage Wildtriebe bilden.
Rosen brauchen einen humosen, neutralen und tiefgründigen Boden ohne Torfanteil. Sie bilden bis zu 1,50 m lange Wurzeln aus, kommen also ab dem zweiten Jahr in der Regel gut durch trockene Sommer.
Je nach Sorte brauchen sie mehr oder weniger Dünger. Wildrosen beispielsweise brauchen weniger, Beet- und Edelrosen sind dagegen Starkzehrer und brauchen regelmäßig Nährstoffe. Vor der Saison bekommen sie 60-80g / m² organisch-mineralischen Volldünger. Ende Juni bis Anfang Juli brauchen sie nach dem Rückschnitt der ersten Blüte nochmal halb so viel.
Historische Rosen werden in der Regel in Ruhe gelassen und nur für korrigierende Eingriffe zurückgeschnitten, wenn sie zum Beispiel ungünstig überhängen. Wildrosen können zwar alle paar Jahre zurückgeschnitten werden, brauchen den Schnitt aber nicht. Das ist bei den Beet-, Edel- und Bodendeckerrosen anders, die jedes Jahr stark zurückgeschnitten werden müssen. Für den Rückschnitt kann man sich an der Augenanzahl (wo die Triebe kommen) orientieren. Rosen können nach der ersten Blüte auf drei bis sechs Augen zurückgeschnitten werden. Da wo stärker zurückgeschnitten wurde kommt ein starker Austrieb mit einer kräftigeren, aber späteren Blüte. Wo weniger zurückgeschnitten wurde kommt ein schwächerer Austrieb mit einer früheren Blüte. Das kann natürlich auch kombiniert werden. Bei den Kletterrosen werden nur die dünneren Seitentriebe zurückgeschnitten.
Zum Winterschutz können Rosen eingepackt werden. Dabei sollte kein Plastik verwendet werden, da sich durch die darunter angesammelte Feuchtigkeit Pilze vermehren können und es an Sonnentagen der Rose zu warm wird und sie vielleicht vorzeitig austreibt. Auf Balkon oder Terrasse darf nicht vergessen werden, auch den Topf vor dem Frost zu schützen.
Pflanzenschutz
Pflanzenstärkungsmittel gegen Blattkrankheiten sind beispielsweise Brennnessel- oder Schachtelhalmbrühe, die 1:5 verdünnt gespritzt werden. Sie bedecken das Blatt mit einer Schicht, sodass Sporen und auch Läuse nicht mehr bis zur Blattoberfläche eindringen. Damit es wirkt, muss der Vorgang alle zehn Tage wiederholt werden. „Die Brühe hält viel länger als die in der Literatur angegebenen drei Monate und sichert im Gegensatz zur Jauche auch den nachbarschaftlichen Frieden!“, verrät Volker Kugel.
Gegen Läuse helfen auch Spritzmittel auf Kaliseifebasis (kein Spülmittel!).
Spritzen sollte man nicht in der Flugzeit der Bienen und anderer Insekten, am besten frühmorgens oder abends (nicht vor einem Regenguss) und immer den Anweisungen auf der Packung folgen.
Rosenbegleiter
Der Lavendel ist als klassischer Rosenbegleiter bekannt, auch wenn er mit seiner Vorliebe für magere, steinige Böden nicht die ideale Kombination ist. Besser funktioniert es mit Bodendeckern wie Wiesensalbei, Katzenminze, Schleierkraut oder auch Lilien, Rittersporn und viele mehr. Bei der Auswahl darauf achten, dass es keine wuchernden Pflanzen sind, die die Rose bedrängen.
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