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Garten aktuell

Staudenpflege verstehen lernen und die richtige Handhabung

Überlingen, 23.06.2021

Staudenexperte Andreas Ibendorf vom Schaugartenbetrieb GRIMM garten gestalten aus Hilzingen führte am Mittwochabend die Besucher der Vortragsreihe „Garten aktuell“ in die vielfältige Welt der Stauden ein.

Staudenpflege erfordert vor allem viel Achtsamkeit und Geduld. Ergebnisse lassen sich nicht von heute auf morgen erzielen, sondern sind oft erst im Laufe der Jahre sichtbar.

Wer einen Garten anlegt kann nicht erwarten, dass er so bleibt wie er ist,er entwickelt und verändert sich immer weiter. So ist es weniger eine Erhaltungspflege und mehr eine Entwicklungspflege, eine Begleitung der Pflanzung ausgehend vom ursprünglichen Konzept.

Staudenpflege ist vor allem auch die Gesunderhaltung der Stauden. Durch die richtige Pflege lässt sich die Blütezeit mancher Pflanzen verlängern oder verkürzen, einige Krankheiten vermeiden, die Lebensdauer erhöhen und das stabile Gefüge der Pflanze erhalten.

Dabei hilft es, die verwendeten Pflanzen in ihren verschiedenen Eigenschaften gut zu kennen. Dazu gehören die Wuchsstärke, die Konkurrenzkraft, der Ausbreitungsdrang, die Blütezeit, die Lebensdauer und das Versamungspotenzial. In diesem Kontext kann die Entwicklung der Pflanzen und ihre Reaktion auf die Pflege beobachtet werden.

Lebensformen der Stauden

Stauden ordnet man je nach ihrem Vermehrungspunkt ein und müssen entsprechend anders behandelt werden.

Oberirdische Vermehrungspunkte haben Stauden wie der Lavendel, Thymian, Salbei, oder Kissenphlox, also immergrüne Zwerg- Halbsträucher oder Polsterpflanzen. Diese können beispielsweise nach der Blüte etwa handbreit über dem Boden zurückgeschnitten werden. Schneidet man tiefer leiden die Stauden aber darunter.

Schaft- und Rosettenstauden ziehen im Winter oberirdisch ein und haben ihren Vermehrungsknospen direkt oberhalb oder unterhalb der Erde. Diese können im Nachwinterschnitt zwei Finger über dem Boden zurückgeschnitten werden, da alles darüber schon abgestorben ist.

Schnitttechniken

Ein Vorblütenschnitt ist für Stauden, die im Hoch- oder Spätsommer blühen wie zum Beispiel die Rauhblatt-Aster. Mitte/Ende Mai können vor der Knospenbildung die Triebspitzen um ein Drittel der Pflanzenhöhe eingekürzt werden. Dadurch werden die Triebe nicht mehr so lang, dass sie später auseinanderfallen, sondern verzweigen sich und die Staude ist dadurch kleiner, buschiger und standfester.

Der Vorblütenschnitt beeinflusst auch die Blütezeit, was nützlich ist, wenn die Stauden in einer bestimmten Abfolge hintereinander blühen sollen.

Der Remontierschnitt ist für Stauden wie der Rittersporn, Katzenminze und Steppensalbei sehr vorteilhaft. Nach der Blüte können diese Stauden auf ca. 5-10 cm zurückgeschnitten werden und sie remontieren und blühen wieder. Man entfernt dabei krankes Laub und es bildet sich ein gesunder Neuaustrieb. Je nach Sorte erreichen manche Stauden auf diese Weise bis zu drei Blütezeiten im Jahr.

Der Nachblüteschnitt etwa eine Handbreit über dem Boden ist für Pflanzen wie Storchschnabel, Frauenmantel und Melisse sehr nützlich. Er verhindert die Selbstaussaat und die Pflanzen bilden einen gesunden Neuaustrieb. Das erhöht auch die Lebensdauer, da viele Stauden nach der Blüte viel Masse bilden und bei viel Regen unter Pilzbefall leiden.

Akeleien brauchen den Nachblüteschnitt, um sortenecht zu bleiben. Bei einer Selbstaussaat vermischen sie sich sonst und mutieren, sodass die ursprüngliche Sorte irgendwann verloren geht.

Manche Pflanzen benötigen ein wiederholtes Ausschneiden. Beim Phlox, der Taglilie oder der Pfingstrose schneidet man verblühte Blütenköpfe ab. „Schneidet man dazu beim Phlox vor der Blüte etwa jeden zweiten Ast um ein Drittel ab verlängert sich die Blütezeit um etwa einen Monat.“, verrät Ibendorf den Zuhörern.

Der Frühherbstschnitt ist für Pflanzen wichtig, die den ganzen Sommer blühen wie die Färberkamille und die Gaura. Damit sie im Folgejahr wieder genauso schön blühen, schneidet man sie Mitte/Ende September eine Handbreit über dem Boden ab. So fördert man die Bildung der Überwinterungsrosetten oder -knospen. Liese man sie weiterblühen, verausgabt sich die Pflanze und kann es im nächsten Jahr nicht wieder leisten.

Der Nachwinterschnitt ist für die Schaftstauden notwendig, die ihre Vermehrungsknospen direkt oberhalb oder unterhalb der Erde haben. Im Februar oder März schneidet man sie etwa zwei Finger über dem Boden ab und macht damit den Weg frei für den Neuaustrieb. Dazu gehören zum Beispiel Astern oder Gräser. „Gräser sollten nicht im Herbst zurückgeschnitten werden, da im Winter durch die hohlen Stängel Feuchtigkeit eindringen und die Pflanze faulen kann. Sie sind ja auch im Winter noch dekorativ, wenn man sie zusammenbindet oder etwa ein Zopf daraus flechtet.“, weiß Ibendorf.

Die Staudenpflege ist eine Wissenschaft für sich, in die man noch viel tiefer eindringen kann. „Das sollte aber niemanden daran hindern, im eigenen Garten manches einfach auszuprobieren. Aus Fehlern kann man nur lernen und die Pflanzen verzeihen es einem.“, empfiehlt Ibendorf.

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